Salvia divinorum: Unterschied zwischen den Versionen
(Die Seite wurde neu angelegt: „Salvia divinorum, auch bekannt als Wahrsagesalbei oder Aztekensalbei, gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Ursprünglich stammt die Pflanze aus den Nebelwäldern der Sierra Mazateca im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca. Die Mazateken, ein indigenes Volk dieser Region, nutzten die Blätter von Salvia divinorum in spirituellen und medizinischen Ritualen, um Visionen zu induzieren und Heilungsprozesse zu unterstützen. Der Gebrauch von Salvia…“) |
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Salvia divinorum, auch bekannt als Wahrsagesalbei oder Aztekensalbei, | [[Datei:Flowers-5458322 1280.jpg|mini|''Bild: https://pixabay.com/de/photos/blumen-bl%C3%BCtenbl%C3%A4tter-knospen-5458322/'']] | ||
'''Salvia divinorum''', auch bekannt als Wahrsagesalbei oder Aztekensalbei, ist eine psychoaktive Pflanze aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Ursprünglich stammt sie aus den feuchten Nebelwäldern der Sierra Mazateca im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca. Die dort lebenden Mazateken verwenden die Blätter der Pflanze seit Jahrhunderten in schamanischen Ritualen zur Heilung und Visionserfahrung. | |||
Westliche Forscher entdeckten die Pflanze in den 1930er Jahren. Seitdem hat sie vor allem in ethnobotanischen, medizinischen und psychonautischen Kreisen internationale Bekanntheit erlangt. | |||
=== Erkennungsmerkmale === | === Erkennungsmerkmale === | ||
Salvia divinorum ist eine mehrjährige | Salvia divinorum ist eine krautige, mehrjährige Pflanze, die bis zu 1 Meter hoch werden kann. Sie hat weiche, breit-lanzettliche, grüne Blätter mit gezacktem Rand. Die Pflanze blüht selten und bildet dabei weiße bis violette Blüten in Quirlen. Ihre vegetative Vermehrung ist aufgrund der geringen Samenreife dominant. | ||
=== Vorkommen und Vermehrung === | === Vorkommen und Vermehrung === | ||
Die Pflanze wächst bevorzugt in schattigen, feuchten Waldgebieten mit humusreichem, gut durchlässigem Boden. Salvia divinorum wird hauptsächlich über Stecklinge vermehrt, da die Samen meist steril oder nicht keimfähig sind. | |||
=== Erntezeit und bevorzugte Standorte === | === Erntezeit und bevorzugte Standorte === | ||
Die Blätter | Die Blätter können ganzjährig geerntet werden, solange die Pflanze gesund und ausreichend belaubt ist. Optimal sind halbschattige bis schattige Plätze mit hoher Luftfeuchtigkeit, wie sie in tropischen Bergwäldern vorkommen. | ||
=== Inhaltsstoffe === | === Inhaltsstoffe === | ||
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|+ Inhaltsstoffe von Salvia divinorum | |+ Inhaltsstoffe von Salvia divinorum (pro 1 g Trockenmasse, ca.-Angaben) | ||
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! Stoff !! Beschreibung | ! Stoff !! Menge !! Beschreibung | ||
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| Salvinorin A || | | Salvinorin A || 1–4 mg || Hauptwirkstoff; stark halluzinogen, wirkt über Kappa-Opioid-Rezeptoren. | ||
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| Salvinorin B || | | Salvinorin B || <1 mg || Abbauprodukt von Salvinorin A, nur schwach wirksam. | ||
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| Ätherische Öle || 0,1–0,3 g || Wirken entspannend und aromatisch. | |||
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| Harze & Bitterstoffe || variabel || Unterstützen die Resorption der Hauptwirkstoffe. | |||
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=== Heilende Wirkung und medizinische Anwendung === | === Heilende Wirkung und medizinische Anwendung === | ||
Salvia divinorum | In der traditionellen Anwendung der Mazateken diente Salvia divinorum zur Behandlung von: | ||
* Schmerzen | * Schmerzen | ||
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* Depressionen | * Depressionen und psychischer Erschöpfung | ||
* Kopfschmerzen | * Kopfschmerzen und Spannungszuständen | ||
Moderne Studien untersuchen die potenziellen antidepressiven, schmerzlindernden und neuroprotektiven Eigenschaften von Salvinorin A. Aufgrund der starken Wirkung ist die medizinische Anwendung außerhalb traditioneller Kontexte jedoch stark reguliert. | |||
=== Anwendungen in der Volksmedizin === | === Anwendungen in der Volksmedizin === | ||
'''Schmerzen:''' | '''Schmerzen:''' | ||
* '''Salvia-Infusion:''' | * '''Salvia-Infusion:''' 5–10 frische Blätter mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 15 Minuten ziehen lassen, abseihen und trinken. Wirkung entspannend und leicht sedierend. | ||
'''Rheuma:''' | '''Rheuma:''' | ||
* '''Salvia-Salbe:''' | * '''Salvia-Salbe:''' 1 TL getrocknete, pulverisierte Blätter mit 2 EL Vaseline mischen. Lokal auf schmerzende Gelenke auftragen. | ||
'''Depressionen:''' | '''Depressionen:''' | ||
* '''Salvia-Tee:''' | * '''Salvia-Tee:''' 3–5 frische Blätter mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen. In kleinen Schlucken trinken. Anwendung nur mit Vorsicht und ärztlicher Beratung. | ||
'''Kopfschmerzen:''' | '''Kopfschmerzen:''' | ||
* '''Salvia-Kompresse:''' Frische Blätter | * '''Salvia-Kompresse:''' Frische Blätter zerstoßen, in ein Tuch einwickeln und auf die Schläfen legen. Kühlend und beruhigend. | ||
=== Psychoaktive Anwendung === | === Psychoaktive Anwendung === | ||
Salvia divinorum ist | Salvia divinorum ist vor allem für seine intensiven halluzinogenen Effekte bekannt. Der Wirkstoff Salvinorin A wirkt bereits in Dosen unter 1 mg. Die Wirkung tritt innerhalb weniger Sekunden ein und hält etwa 5–15 Minuten an. Erfahrene Nutzer berichten von außerkörperlichen Erfahrungen, verzerrter Wahrnehmung und tiefgreifenden Bewusstseinsveränderungen. | ||
Traditionell | Traditionell werden die frischen Blätter gekaut oder als Tee verwendet. Heute sind auch Konzentrate gebräuchlich, die inhaliert oder verdampft werden. | ||
=== Konzentrierte Produkte === | === Konzentrierte Produkte === | ||
Extrakte | Extrakte von Salvia divinorum sind in Konzentrationen von 5x bis 100x erhältlich. Diese Produkte enthalten deutlich höhere Mengen an Salvinorin A und erzeugen entsprechend stärkere Effekte. Ihre Anwendung ist mit einem höheren Risiko verbunden, insbesondere für unerfahrene Nutzer. Eine kontrollierte Umgebung und Begleitperson („Sitter“) werden dringend empfohlen. | ||
=== Wissenswertes über den Gebrauch === | === Wissenswertes über den Gebrauch === | ||
In vielen Ländern ist Salvinorin A ein regulierter oder verbotener Stoff. In Deutschland unterliegt es seit 2008 dem Betäubungsmittelgesetz und darf weder besessen noch konsumiert werden. Auch in Österreich und der Schweiz ist der Umgang mit Salvia divinorum gesetzlich eingeschränkt. Der Gebrauch sollte daher stets unter Beachtung der geltenden Gesetze erfolgen. | |||
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Aktuelle Version vom 8. Mai 2025, 15:23 Uhr

Salvia divinorum, auch bekannt als Wahrsagesalbei oder Aztekensalbei, ist eine psychoaktive Pflanze aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Ursprünglich stammt sie aus den feuchten Nebelwäldern der Sierra Mazateca im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca. Die dort lebenden Mazateken verwenden die Blätter der Pflanze seit Jahrhunderten in schamanischen Ritualen zur Heilung und Visionserfahrung.
Westliche Forscher entdeckten die Pflanze in den 1930er Jahren. Seitdem hat sie vor allem in ethnobotanischen, medizinischen und psychonautischen Kreisen internationale Bekanntheit erlangt.
Erkennungsmerkmale
Salvia divinorum ist eine krautige, mehrjährige Pflanze, die bis zu 1 Meter hoch werden kann. Sie hat weiche, breit-lanzettliche, grüne Blätter mit gezacktem Rand. Die Pflanze blüht selten und bildet dabei weiße bis violette Blüten in Quirlen. Ihre vegetative Vermehrung ist aufgrund der geringen Samenreife dominant.
Vorkommen und Vermehrung
Die Pflanze wächst bevorzugt in schattigen, feuchten Waldgebieten mit humusreichem, gut durchlässigem Boden. Salvia divinorum wird hauptsächlich über Stecklinge vermehrt, da die Samen meist steril oder nicht keimfähig sind.
Erntezeit und bevorzugte Standorte
Die Blätter können ganzjährig geerntet werden, solange die Pflanze gesund und ausreichend belaubt ist. Optimal sind halbschattige bis schattige Plätze mit hoher Luftfeuchtigkeit, wie sie in tropischen Bergwäldern vorkommen.
Inhaltsstoffe
Stoff | Menge | Beschreibung |
---|---|---|
Salvinorin A | 1–4 mg | Hauptwirkstoff; stark halluzinogen, wirkt über Kappa-Opioid-Rezeptoren. |
Salvinorin B | <1 mg | Abbauprodukt von Salvinorin A, nur schwach wirksam. |
Ätherische Öle | 0,1–0,3 g | Wirken entspannend und aromatisch. |
Harze & Bitterstoffe | variabel | Unterstützen die Resorption der Hauptwirkstoffe. |
Heilende Wirkung und medizinische Anwendung
In der traditionellen Anwendung der Mazateken diente Salvia divinorum zur Behandlung von:
- Schmerzen
- Rheumatischen Beschwerden
- Depressionen und psychischer Erschöpfung
- Kopfschmerzen und Spannungszuständen
Moderne Studien untersuchen die potenziellen antidepressiven, schmerzlindernden und neuroprotektiven Eigenschaften von Salvinorin A. Aufgrund der starken Wirkung ist die medizinische Anwendung außerhalb traditioneller Kontexte jedoch stark reguliert.
Anwendungen in der Volksmedizin
Schmerzen:
- Salvia-Infusion: 5–10 frische Blätter mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 15 Minuten ziehen lassen, abseihen und trinken. Wirkung entspannend und leicht sedierend.
Rheuma:
- Salvia-Salbe: 1 TL getrocknete, pulverisierte Blätter mit 2 EL Vaseline mischen. Lokal auf schmerzende Gelenke auftragen.
Depressionen:
- Salvia-Tee: 3–5 frische Blätter mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen. In kleinen Schlucken trinken. Anwendung nur mit Vorsicht und ärztlicher Beratung.
Kopfschmerzen:
- Salvia-Kompresse: Frische Blätter zerstoßen, in ein Tuch einwickeln und auf die Schläfen legen. Kühlend und beruhigend.
Psychoaktive Anwendung
Salvia divinorum ist vor allem für seine intensiven halluzinogenen Effekte bekannt. Der Wirkstoff Salvinorin A wirkt bereits in Dosen unter 1 mg. Die Wirkung tritt innerhalb weniger Sekunden ein und hält etwa 5–15 Minuten an. Erfahrene Nutzer berichten von außerkörperlichen Erfahrungen, verzerrter Wahrnehmung und tiefgreifenden Bewusstseinsveränderungen.
Traditionell werden die frischen Blätter gekaut oder als Tee verwendet. Heute sind auch Konzentrate gebräuchlich, die inhaliert oder verdampft werden.
Konzentrierte Produkte
Extrakte von Salvia divinorum sind in Konzentrationen von 5x bis 100x erhältlich. Diese Produkte enthalten deutlich höhere Mengen an Salvinorin A und erzeugen entsprechend stärkere Effekte. Ihre Anwendung ist mit einem höheren Risiko verbunden, insbesondere für unerfahrene Nutzer. Eine kontrollierte Umgebung und Begleitperson („Sitter“) werden dringend empfohlen.
Wissenswertes über den Gebrauch
In vielen Ländern ist Salvinorin A ein regulierter oder verbotener Stoff. In Deutschland unterliegt es seit 2008 dem Betäubungsmittelgesetz und darf weder besessen noch konsumiert werden. Auch in Österreich und der Schweiz ist der Umgang mit Salvia divinorum gesetzlich eingeschränkt. Der Gebrauch sollte daher stets unter Beachtung der geltenden Gesetze erfolgen.