Wermut: Unterschied zwischen den Versionen
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Wermut (Artemisia absinthium) gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und ist in Europa, Asien und Nordafrika heimisch. Schon im antiken Ägypten und Griechenland wurde die Pflanze wegen ihrer heilenden Eigenschaften geschätzt. Hippokrates und Dioskurides beschrieben ihre Anwendungen. Im Mittelalter war Wermut ein beliebtes Mittel gegen Magenbeschwerden und wurde in Klostergärten angebaut. | [[Datei:Artemisia absinthium 001.jpg|mini|''Bild: Wikipedia'']] | ||
'''Wermut''' (''Artemisia absinthium'') gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und ist in Europa, Asien und Nordafrika heimisch. Schon im antiken Ägypten und Griechenland wurde die Pflanze wegen ihrer heilenden Eigenschaften geschätzt. Hippokrates und Dioskurides beschrieben ihre Anwendungen. Im Mittelalter war Wermut ein beliebtes Mittel gegen Magenbeschwerden und wurde in Klostergärten angebaut. | |||
=== Historischer Bezug zu Bier und andere Anwendungen === | === Historischer Bezug zu Bier und andere Anwendungen === | ||
Wermut wurde im Mittelalter häufig als Bierwürze verwendet, bevor der Hopfen allgemein zur Bierherstellung genutzt wurde. Er verlieh dem Bier einen bitteren Geschmack und hatte konservierende Eigenschaften. Zudem wurde Wermut laut Überlieferungen bei Frauenleiden, zur Vertreibung von Ungeziefer und als Schutz gegen böse Geister eingesetzt. | Wermut wurde im Mittelalter häufig als Bierwürze verwendet, bevor der Hopfen allgemein zur Bierherstellung genutzt wurde. Er verlieh dem Bier einen bitteren Geschmack und hatte konservierende Eigenschaften. Zudem wurde Wermut laut Überlieferungen bei Frauenleiden, zur Vertreibung von Ungeziefer und als Schutz gegen böse Geister eingesetzt. | ||
=== Absinth und der Zusammenhang mit Wermut === | |||
Absinth, ein stark alkoholisches Getränk, das im 19. Jahrhundert vor allem in Frankreich populär war, enthält Wermut als eine der Hauptzutaten. Das Getränk wurde wegen seiner halluzinogenen Wirkungen und des Gehalts an Thujon, einem neurotoxischen Stoff, berüchtigt. Künstler und Schriftsteller wie Vincent van Gogh und Ernest Hemingway waren bekannte Konsumenten. Wegen der vermuteten schädlichen Wirkungen wurde Absinth in vielen Ländern verboten, bevor er in jüngerer Zeit in reformulierter Form wieder erlaubt wurde. | |||
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| Ätherische Öle || 200–800 || 400–1500 || Enthalten Thujon und andere Monoterpene; wirken antimikrobiell und verdauungsfördernd. | |||
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=== Risiken bei übermäßigem Konsum === | === Risiken bei übermäßigem Konsum === | ||
Übermäßiger Konsum von Wermut kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Die enthaltenen Thujone können in hohen Dosen neurotoxisch wirken und Krämpfe, Halluzinationen und Leberschäden verursachen. Daher sollte Wermut nur in Maßen und nicht über längere Zeiträume eingenommen werden. | Übermäßiger Konsum von Wermut kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Die enthaltenen Thujone können in hohen Dosen neurotoxisch wirken und Krämpfe, Halluzinationen und Leberschäden verursachen. Daher sollte Wermut nur in Maßen und nicht über längere Zeiträume eingenommen werden. | ||
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Aktuelle Version vom 7. Mai 2025, 14:08 Uhr

Wermut (Artemisia absinthium) gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und ist in Europa, Asien und Nordafrika heimisch. Schon im antiken Ägypten und Griechenland wurde die Pflanze wegen ihrer heilenden Eigenschaften geschätzt. Hippokrates und Dioskurides beschrieben ihre Anwendungen. Im Mittelalter war Wermut ein beliebtes Mittel gegen Magenbeschwerden und wurde in Klostergärten angebaut.
Historischer Bezug zu Bier und andere Anwendungen
Wermut wurde im Mittelalter häufig als Bierwürze verwendet, bevor der Hopfen allgemein zur Bierherstellung genutzt wurde. Er verlieh dem Bier einen bitteren Geschmack und hatte konservierende Eigenschaften. Zudem wurde Wermut laut Überlieferungen bei Frauenleiden, zur Vertreibung von Ungeziefer und als Schutz gegen böse Geister eingesetzt.
Absinth und der Zusammenhang mit Wermut
Absinth, ein stark alkoholisches Getränk, das im 19. Jahrhundert vor allem in Frankreich populär war, enthält Wermut als eine der Hauptzutaten. Das Getränk wurde wegen seiner halluzinogenen Wirkungen und des Gehalts an Thujon, einem neurotoxischen Stoff, berüchtigt. Künstler und Schriftsteller wie Vincent van Gogh und Ernest Hemingway waren bekannte Konsumenten. Wegen der vermuteten schädlichen Wirkungen wurde Absinth in vielen Ländern verboten, bevor er in jüngerer Zeit in reformulierter Form wieder erlaubt wurde.
Erkennungsmerkmale
Wermut ist eine mehrjährige Pflanze, die bis zu 1,5 Meter hoch werden kann. Sie hat silbrig behaarte Stängel und Blätter, die einen intensiven aromatischen Duft verströmen. Die Blüten sind klein, gelb und kugelförmig und erscheinen von Juli bis September.
Vorkommen und Vermehrung
Wermut wächst bevorzugt an sonnigen, trockenen Standorten wie Wegrändern, Böschungen und Brachflächen. Die Vermehrung erfolgt durch Samen oder Teilung der Wurzelstöcke im Frühjahr oder Herbst.
Erntezeit und bevorzugte Standorte
Die Blätter und Blüten werden im Juli und August geerntet. Bevorzugte Standorte sind sonnige und trockene Plätze mit gut durchlässigen Böden.
Inhaltsstoffe
Stoff | Frisch (mg) | Getrocknet (mg) | Beschreibung |
---|---|---|---|
Ätherische Öle | 200–800 | 400–1500 | Enthalten Thujon und andere Monoterpene; wirken antimikrobiell und verdauungsfördernd. |
Bitterstoffe (z. B. Absinthin, Anabsinthin) | 150–400 | 300–800 | Fördern die Magensaftsekretion und den Appetit. |
Flavonoide | 100–300 | 200–600 | Haben antioxidative Eigenschaften. |
Gerbstoffe | 150–250 | 300–500 | Wirken adstringierend und entzündungshemmend. |
Ascorbinsäure (Vitamin C) | 50–100 | 100–200 | Unterstützt das Immunsystem und wirkt antioxidativ. |
Heilende Wirkung und medizinische Anwendung
Wermut wird traditionell zur Behandlung von Verdauungsbeschwerden und Appetitlosigkeit verwendet. Er hilft bei:
- Magen-Darm-Beschwerden
- Appetitlosigkeit
- Blähungen
- Gallenbeschwerden
- Wurmbefall
Anwendungen in der Volksmedizin
Magen-Darm-Beschwerden:
- Wermuttee: 1 TL getrocknetes Wermutkraut mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen und abseihen. 1–2 Tassen täglich trinken.
Appetitlosigkeit:
- Wermutwein: 20 g frisches Wermutkraut in 1 Liter Weißwein einlegen und für zwei Wochen ziehen lassen. 30 ml vor den Mahlzeiten einnehmen.
Blähungen:
- Wermutöl: 50 g frisches Wermutkraut in 250 ml Olivenöl einlegen und für vier Wochen an einem dunklen Ort ziehen lassen. Bei Bedarf 1 TL einnehmen.
Gallenbeschwerden:
- Wermut-Umschlag: 50 g getrocknetes Wermutkraut mit 1 Liter heißem Wasser übergießen, 20 Minuten ziehen lassen und abseihen. Ein Tuch in die Flüssigkeit tauchen und auf die betroffene Stelle legen.
Wurmbefall:
- Wermut-Pulver: Getrocknetes Wermutkraut zu feinem Pulver vermahlen. 1 TL mit Honig vermischen und 3-mal täglich einnehmen.
Risiken bei übermäßigem Konsum
Übermäßiger Konsum von Wermut kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Die enthaltenen Thujone können in hohen Dosen neurotoxisch wirken und Krämpfe, Halluzinationen und Leberschäden verursachen. Daher sollte Wermut nur in Maßen und nicht über längere Zeiträume eingenommen werden.