Marihuana Tax Act: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:Anslinger and Giordano, heads of the FBN.jpg|mini|Anslinger (links) und Giordano (rechts) waren beide Leiter des amerikanischen Federal Bureau of Narcotics. Anslinger übergibt gerade die Macht an seinen Nachfolger Giordano.]] | |||
Der '''Marihuana Tax Act''' von 1937 war ein US-amerikanisches Bundesgesetz, das den Verkauf, Besitz und Transport von Cannabis stark regulierte und hohe Steuern auf diese Aktivitäten erhob. Obwohl das Gesetz den Anbau und die Verwendung von Hanf nicht direkt verbot, machte es diese Praktiken durch strenge Auflagen und hohe Kosten wirtschaftlich unattraktiv und führte de facto zu einem Verbot. | Der '''Marihuana Tax Act''' von 1937 war ein US-amerikanisches Bundesgesetz, das den Verkauf, Besitz und Transport von Cannabis stark regulierte und hohe Steuern auf diese Aktivitäten erhob. Obwohl das Gesetz den Anbau und die Verwendung von Hanf nicht direkt verbot, machte es diese Praktiken durch strenge Auflagen und hohe Kosten wirtschaftlich unattraktiv und führte de facto zu einem Verbot. | ||
Version vom 1. September 2024, 13:30 Uhr

Der Marihuana Tax Act von 1937 war ein US-amerikanisches Bundesgesetz, das den Verkauf, Besitz und Transport von Cannabis stark regulierte und hohe Steuern auf diese Aktivitäten erhob. Obwohl das Gesetz den Anbau und die Verwendung von Hanf nicht direkt verbot, machte es diese Praktiken durch strenge Auflagen und hohe Kosten wirtschaftlich unattraktiv und führte de facto zu einem Verbot.
Hintergrund
Der Marihuana Tax Act wurde in einer Zeit verabschiedet, in der die US-Regierung zunehmend den Konsum von Cannabis als gesellschaftliches Problem wahrnahm. Zuvor war Hanf in den Vereinigten Staaten ein wichtiger Rohstoff für verschiedene Produkte wie Seile, Papier und Textilien. Allerdings begann die öffentliche Meinung, beeinflusst durch intensive Medienkampagnen und Lobbyarbeit von Industrien, Cannabis mit negativen Assoziationen zu verbinden.
Wirtschaftlicher Druck und Lobbyarbeit
Eine bedeutende Rolle bei der Verabschiedung des Marihuana Tax Act spielten wirtschaftliche Interessenvertreter. Besonders die Holz- und Papierindustrie, die auf die Produktion von Papier aus Holz setzte, sah in der Hanfindustrie eine Konkurrenz. Diese Industrien führten aggressive Lobbyarbeit durch, um den Anbau von Hanf zu regulieren und zu besteuern, um ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen zu schützen.[1] Die chemische Industrie, vertreten durch Unternehmen wie DuPont, die Nylon als synthetische Alternative zu Hanffasern entwickelten, unterstützte ebenfalls diese Maßnahmen.[2]
Einfluss der Medien
Die Medien spielten eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der öffentlichen Meinung über Cannabis. Zeitungen, besonders jene im Besitz von William Randolph Hearst, veröffentlichten zahlreiche Artikel, die Cannabis als gefährliche Droge darstellten und seine Verwendung mit Gewalt und Kriminalität in Verbindung brachten. Hearst hatte bedeutende Investitionen in die Holzindustrie und sah Hanf als Bedrohung für seine Geschäfte.[3] Diese Berichterstattung schuf eine moralische Panik, die zur Unterstützung restriktiver Maßnahmen gegen Cannabis führte.
Kampagnen gegen Marihuana
Eine Reihe von Kampagnen trug zur Verbreitung einer negativen öffentlichen Meinung über Cannabis bei:
- "Reefer Madness" (1936): Ein berüchtigter Propagandafilm, der Marihuana als eine Droge darstellt, die Menschen in den Wahnsinn treibt und zu Gewalt und Kriminalität führt. Der Film wurde oft als abschreckendes Beispiel in Schulen und Gemeinden gezeigt. Ein Ausschnitt des Films ist auf [YouTube](https://www.youtube.com/watch?v=zhQlcMHhF3w) verfügbar.
- Zeitungsartikel und Serien von William Randolph Hearst: Hearst veröffentlichte eine Vielzahl von Artikeln, die die Gefahren von Marihuana übertrieben darstellten. Diese Artikel trugen erheblich zur Stigmatisierung von Cannabis bei. Einige Artikel aus dieser Zeit können auf Websites wie [History.com](https://www.history.com/news/why-the-usa-banned-hemp) nachgelesen werden.
- Publikationen wie "Marihuana, Assassin of Youth": Diese Artikel und Broschüren beschrieben Marihuana als eine zerstörerische Kraft, die die Jugend Amerikas bedrohte. Solche Publikationen sind in Archiven und historischen Sammlungen wie der [American Magazine](https://www.americanmagazine.org/) zu finden.
Verabschiedung des Gesetzes
Der Marihuana Tax Act wurde am 2. August 1937 verabschiedet und trat am 1. Oktober desselben Jahres in Kraft. Es verlangte, dass alle Personen, die Cannabis produzieren, verkaufen oder transportieren, eine Steuer zahlen und entsprechende Aufzeichnungen führen. Die Steuer betrug 1 Dollar pro Unze für registrierte Personen und 100 Dollar pro Unze für nicht registrierte Personen.[4]
Auswirkungen des Gesetzes
Obwohl das Gesetz den Gebrauch von Hanf nicht explizit verbot, machte es den Anbau und die Nutzung durch die hohen Steuern und bürokratischen Hürden wirtschaftlich unrentabel. Dies führte zu einem drastischen Rückgang der Hanfproduktion in den USA und markierte den Beginn einer strikten Cannabisprohibition, die bis heute in verschiedenen Formen fortbesteht. Die Kriminalisierung von Cannabisnutzern und die negative Stigmatisierung von Cannabis als Droge nahm erheblich zu.
Kritische Reaktionen
Das Gesetz und die ihm zugrundeliegenden Motive wurden sowohl damals als auch heute vielfach kritisiert. Viele Historiker und Aktivisten argumentieren, dass wirtschaftliche Interessen und rassistische Motive hinter der Verabschiedung des Gesetzes standen, anstatt einer echten Sorge um die öffentliche Gesundheit.[5]
Beteiligte Personen
Mehrere Schlüsselpersonen und Gruppen spielten eine wesentliche Rolle bei der Einführung und Verabschiedung des Marihuana Tax Act von 1937:
- Harry J. Anslinger: Anslinger war der erste Commissioner des Federal Bureau of Narcotics (FBN), einer 1930 gegründeten Behörde. Er gilt als die treibende Kraft hinter dem Marihuana Tax Act. Anslinger führte eine intensive Kampagne gegen Cannabis, indem er es als gefährliche Droge darstellte, die gewalttätiges Verhalten und Kriminalität verursachen könne. Seine Aussagen vor dem Kongress und seine enge Zusammenarbeit mit den Medien trugen maßgeblich zur negativen Darstellung von Cannabis und zur Unterstützung des Gesetzes bei.[6]
- William Randolph Hearst: Hearst war ein einflussreicher Zeitungsverleger, der erheblich zur Verbreitung von Anti-Cannabis-Propaganda beitrug. Er nutzte seine Zeitungen, um Cannabis als Bedrohung für die Gesellschaft darzustellen, oft in Verbindung mit rassistischen Untertönen. Hearst hatte finanzielle Interessen an der Holzindustrie, die durch den Anbau von Hanf als Rohstoff für Papier bedroht wurde.[7]
- Andrew Mellon: Mellon, der Schwager von Harry Anslinger, war der Finanzminister der Vereinigten Staaten und hatte erhebliche Investitionen in die petrochemische Industrie, insbesondere in DuPont, die eine Alternative zu Hanffasern in Form von Nylon herstellte. Mellon ernannte Anslinger zum Leiter des FBN und unterstützte Maßnahmen zur Regulierung und Einschränkung des Hanfanbaus.[8]
- Die American Medical Association (AMA): Die AMA spielte eine zwiespältige Rolle bei der Verabschiedung des Marihuana Tax Act. Während sie ursprünglich gegen das Gesetz war, da es die medizinische Nutzung von Cannabis erschwerte, änderte die AMA später ihre Position und unterstützte einige der regulatorischen Maßnahmen, nachdem das Gesetz verabschiedet worden war.[9]
- Hanf-Industrie: Die Hanf-Industrie, einschließlich kleinerer Landwirte und Produzenten, leistete geringen Widerstand gegen das Gesetz, da sie nicht über die gleichen Ressourcen und die politische Macht wie die Anti-Cannabis-Lobby verfügte. Einige versuchten, die wirtschaftlichen Vorteile von Hanf hervorzuheben, konnten jedoch die öffentliche Meinung und die legislative Agenda nicht wesentlich beeinflussen.[10]
Nachwirkungen
Der Marihuana Tax Act blieb bis 1969 in Kraft, als der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten im Fall Leary v. United States entschied, dass das Gesetz verfassungswidrig sei, da es gegen den Fünften Verfassungszusatz verstoße. Dies führte zur Einführung des Controlled Substances Act von 1970, der Cannabis als Schedule-I-Droge einstufte, was bedeutet, dass es als eine Substanz mit hohem Missbrauchspotential
- ↑ Sloman, Larry (1979). Reefer Madness: The History of Marijuana in America. St. Martin's Griffin. ISBN 978-0-312-35707-7.
- ↑ Herer, Jack (1985). The Emperor Wears No Clothes. Ah Ha Publishing. ISBN 978-1878125026.
- ↑ Marihuana, Assassin of Youth. The American Magazine, 1936.
- ↑ Bonnie, Richard J.; Whitebread, Charles H. (1970). The Marihuana Conviction: A History of Marijuana Prohibition in the United States. University of Virginia Press. ISBN 978-0-8139-2061-7.
- ↑ Chapkis, Wendy; Webb, Richard (2008). Dying to Get High: Marijuana as Medicine. NYU Press. ISBN 978-0814716883.
- ↑ Bonnie, Richard J.; Whitebread, Charles H. (1970). The Marihuana Conviction: A History of Marijuana Prohibition in the United States. University of Virginia Press. ISBN 978-0-8139-2061-7.
- ↑ Marihuana, Assassin of Youth. The American Magazine, 1936.
- ↑ Herer, Jack (1985). The Emperor Wears No Clothes. Ah Ha Publishing. ISBN 978-1878125026.
- ↑ Bonnie, Richard J.; Whitebread, Charles H. (1970). The Marihuana Conviction: A History of Marijuana Prohibition in the United States. University of Virginia Press. ISBN 978-0-8139-2061-7.
- ↑ Chapkis, Wendy; Webb, Richard (2008). Dying to Get High: Marijuana as Medicine. NYU Press. ISBN 978-0814716883.