Thymian

Thymian (Thymus vulgaris) gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) und ist im Mittelmeerraum beheimatet. Die Pflanze wurde bereits im antiken Ägypten als Räuchermittel und zur Einbalsamierung verwendet. Im antiken Griechenland und Rom fand Thymian ebenfalls Anwendung als Heil- und Gewürzpflanze. Im Mittelalter wurde er in Mitteleuropa eingeführt und seither vielseitig genutzt.
Erkennungsmerkmale
Echter Thymian. A blühende Pflanze, natürl. Grösse;
1 Blatt, vergrössert;
2 Kelch, desgl.;
3, 4, 5 Blüthe von verschiedenen Seiten, desgl.;
6 weibliche Blüthe, desgl.;
7 Zwitterblüthe im Längsschnitt, desgl.;
8 Staubgefässe von verschiedenen Seiten, desgl.;
9 dieselben geöffnet, desgl.;
10 Pollen, desgl.;
11 Stempel mit zerschnittenem Kelche, desgl.;
12 Stempel, desgl.;
13 Frucht, desgl.;
14 Same, natürl. Grösse und vergrössert;
15 u. 16 derselbe zerschnitten.
Thymian ist ein kleiner, immergrüner Halbstrauch, der bis zu 40 cm hoch wird. Die Blätter sind klein, schmal und elliptisch mit einem intensiv aromatischen Duft. Die Blüten sind hellrosa bis lila und blühen von Mai bis Oktober.
Vorkommen und Vermehrung
Thymian bevorzugt trockene, sonnige Standorte mit gut durchlässigen, sandigen Böden. Die Vermehrung erfolgt durch Samen, Stecklinge oder Teilung der Pflanze.
Erntezeit und bevorzugte Standorte
Thymian kann das ganze Jahr über geerntet werden, wobei die Blätter und Triebe vor der Blüte das intensivste Aroma haben. Bevorzugte Standorte sind sonnige und trockene Plätze.
Inhaltsstoffe
| Stoff | Frisch (mg) | Getrocknet (mg) | Beschreibung |
|---|---|---|---|
| Ätherische Öle | 1,5 | 5,0 | Wirken antibakteriell und entzündungshemmend. |
| Thymol | 1,0 | 4,0 | Stark antiseptisch und antimykotisch. |
| Carvacrol | 0,5 | 2,0 | Antimikrobiell und antioxidativ. |
| Flavonoide | 0,8 | 3,0 | Antioxidative Eigenschaften. |
| Rosmarinsäure | 0,7 | 2,5 | Entzündungshemmend und schmerzlindernd. |
Heilende Wirkung und medizinische Anwendung
Thymian wird in der Naturheilkunde vielseitig eingesetzt. Er hilft bei:
- Atemwegserkrankungen
- Verdauungsbeschwerden
- Hautproblemen
- Infektionen
- Entzündungen
Anwendungen in der Volksmedizin
Atemwegserkrankungen:
- Thymiantee: 1 TL getrocknete Thymianblätter mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen und abseihen. 2-3 Tassen täglich trinken.
Verdauungsbeschwerden:
- Thymianinfusion: 2 TL getrocknete Thymianblätter mit 300 ml kochendem Wasser übergießen, 15 Minuten ziehen lassen und abseihen. Vor den Mahlzeiten trinken.
Hautproblemen:
- Thymian-Salbe: 50 g frische Thymianblätter in 200 ml Olivenöl einlegen und für zwei Wochen ziehen lassen. Das Öl abseihen und mit 30 g Bienenwachs schmelzen. Die Salbe auf betroffene Hautstellen auftragen.
Infektionen:
- Thymian-Tinktur: 100 g frische Thymianblätter in 500 ml 70%igem Alkohol einlegen und für vier Wochen an einem dunklen Ort ziehen lassen. Die Tinktur abseihen und bei Bedarf einige Tropfen auf die betroffene Stelle auftragen.
Entzündungen:
- Thymian-Umschlag: 2 TL getrocknete Thymianblätter mit 500 ml heißem Wasser übergießen, 20 Minuten ziehen lassen und abseihen. Ein Tuch in den Sud tauchen und auf die betroffene Stelle legen.
Verwechslungsarten und Unterscheidungsmerkmale
Thymian kann mit anderen mediterranen Kräutern wie Oregano oder Majoran verwechselt werden. Der Hauptunterschied liegt im intensiven, leicht medizinischen Duft des Thymians. Zudem sind die Blätter des Thymians kleiner und schmaler als die von Oregano und Majoran.
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Oregano
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Majoran
Geschichte und früher Einsatz von Thymian
Thymian (Thymus vulgaris) ist eine seit der Antike bekannte Heil- und Gewürzpflanze, die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt. Bereits die alten Ägypter, Griechen und Römer schätzten Thymian sowohl für medizinische Zwecke als auch für religiöse Rituale.
- Altes Ägypten: Die Ägypter nutzten Thymian vor allem bei der Einbalsamierung, da er aufgrund seiner antibakteriellen Eigenschaften half, den Verwesungsprozess zu verlangsamen.
- Griechenland: Im antiken Griechenland wurde Thymian als Räucherwerk verwendet, um Tempel zu reinigen und Götter zu ehren. Der Name „Thymian“ leitet sich wahrscheinlich vom griechischen Wort thymos ab, das „Mut“ oder „Lebenskraft“ bedeutet. Griechen setzten ihn zudem medizinisch gegen Atemwegserkrankungen und zur Wundheilung ein.
- Römisches Reich: Die Römer nutzten Thymian ebenfalls für religiöse Zeremonien, als Konservierungsmittel für Lebensmittel und als Heilmittel. Thymian galt als Symbol für Mut und wurde Soldaten ins Bad gegeben, um sie zu stärken.
Mittelalterlicher und traditioneller Einsatz
Im Mittelalter wurde Thymian in Europa vielseitig eingesetzt. Besonders in Klostergärten der Benediktiner fand er Verwendung in der Klostermedizin. Hildegard von Bingen empfahl Thymian gegen Hautkrankheiten und Erkältungen. Er wurde auch als Abwehrmittel gegen böse Geister und zum Schutz vor Krankheiten genutzt, insbesondere in Zeiten der Pest.
Wirkstoffe und moderne Erkenntnisse:
Thymian enthält vor allem Thymol und Carvacrol, zwei stark antibakterielle und antivirale Wirkstoffe, die auch in der heutigen Medizin gegen Infektionen und Atemwegserkrankungen (wie Bronchitis) genutzt werden. Neuere Studien haben gezeigt, dass Thymian auch antioxidative Eigenschaften besitzt, was ihn zu einem wertvollen Bestandteil in der Hautpflege und zur Bekämpfung von freien Radikalen macht.
Es gibt Hinweise darauf, dass Thymian entzündungshemmende Eigenschaften hat und bei Erkrankungen wie Arthritis oder Entzündungen des Verdauungstraktes helfen kann. Eine der neueren Entdeckungen ist, dass Thymian, vor allem in Form von Thymol, eine mögliche Lösung gegen antibiotikaresistente Bakterien darstellen könnte. Diese Eigenschaft wird derzeit intensiv erforscht.
