Bakteriophagen: Unterschied zwischen den Versionen

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So füllten sie einfaches Wasser ab und boten dies bei schweren Infektionskrankheiten teuer zur Heilung an. Eine Wirkung blieb dabei natürlich aus. Der Knockout kam am Ende mit der Idee, das Wasser vorher noch mit Desinfektionsmittel zu behandeln. Dadurch kam es zum Verruf bis Antibiotika an die freigewordene Stelle traten.
So füllten sie einfaches Wasser ab und boten dies bei schweren Infektionskrankheiten teuer zur Heilung an. Eine Wirkung blieb dabei natürlich aus. Der Knockout kam am Ende mit der Idee, das Wasser vorher noch mit Desinfektionsmittel zu behandeln. Dadurch kam es zum Verruf bis Antibiotika an die freigewordene Stelle traten.


Man kennt Phagen und Ihre effizienten Eigenschaften schon lange, wie z.B.:
==== Bakteriophagen-Einsatz während der Cholera-Epidemie 1892 in Hamburg ====
'''Zeit und Ort:''' Im Jahr 1892 während einer verheerenden Cholera-Epidemie in Hamburg.
'''Details:''' Die Cholera-Epidemie von 1892 war eine der schwersten gesundheitlichen Krisen in Hamburgs Geschichte. Max von Pettenkofer, ein angesehener deutscher Bakteriologe und Hygieniker, spielte eine kontroverse Rolle in der Bekämpfung der Epidemie. Pettenkofer, der für seine Theorie des "Miasmas" bekannt war, glaubte, dass Epidemien durch schlechte Luftqualität und Umweltbedingungen verursacht wurden.
Während der Epidemie propagierte Pettenkofer die Idee, dass das Flusswasser der Isar in München heilende Eigenschaften besaß und forderte, dieses Wasser zur Bekämpfung der Cholera in Hamburg einzusetzen. Er glaubte, dass die "heilende Kraft" des Wassers die Ausbreitung der Krankheit stoppen könne. Trotz seiner wissenschaftlichen Stellung und seiner Überzeugung wurden seine Vorschläge nicht effektiv umgesetzt und trugen nicht zur Eindämmung der Epidemie bei. Stattdessen verstärkte die falsche Anwendung seiner Theorie und die unsachgemäße Nutzung von Flusswasser als Heilmittel die Verwirrung und führte zu einer verzögerten Reaktion der Gesundheitsbehörden.
Die Cholera-Epidemie von 1892 in Hamburg diente als Wendepunkt in der Hygiene- und Epidemiologiegeschichte, indem sie die Notwendigkeit wissenschaftlich fundierter und evidenzbasierter Ansätze zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten unterstrich.
==== Forschung von Felix d'Herelle und die Anwendung von Bakteriophagen in Deutschland ====
'''Zeit und Ort:''' Während des frühen 20. Jahrhunderts, hauptsächlich am Institut Pasteur in Paris, wo Felix d'Herelle arbeitete, aber mit enger Zusammenarbeit mit deutschen Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen.
'''Details:''' Felix d'Herelle, ein französischer Mikrobiologe, gilt als einer der Pioniere der Bakteriophagenforschung und -therapie. Er entdeckte Bakteriophagen, Viren, die Bakterien infizieren und abtöten können, und erkannte ihr Potenzial als alternative Behandlungsmethode für bakterielle Infektionen. D'Herelle führte umfangreiche Forschungen durch, um die Natur und Anwendungen von Bakteriophagen zu verstehen, und entwickelte sie als gezielte Therapieoption gegen bestimmte bakterielle Krankheitserreger.
Obwohl d'Herelle hauptsächlich am Institut Pasteur in Paris arbeitete, pflegte er auch enge Verbindungen zu deutschen Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen. Diese Zusammenarbeit war besonders wichtig für die frühe Entwicklung der Phagentherapie, da Deutschland zu dieser Zeit eine führende Rolle in der medizinischen Forschung und Mikrobiologie spielte.
Die Arbeit von Felix d'Herelle war wegweisend und beeinflusste die Forschung und Entwicklung von Bakteriophagen weltweit. Seine Entdeckungen markierten einen Meilenstein in der Geschichte der Medizin, indem sie eine neue Behandlungsmethode gegen bakterielle Infektionen eröffneten und ein alternatives Werkzeug zur Antibiotikatherapie darstellten.
Diese historischen Ereignisse veranschaulichen die frühe Nutzung von Bakteriophagen in Deutschland und ihre Auswirkungen auf die medizinische Forschung und Praxis sowie die Herausforderungen und Missverständnisse im Umgang mit epidemischen Krankheiten wie der Cholera im 19. Jahrhundert.
=== Aufbau einer Phage ===
=== Aufbau einer Phage ===
[[Datei:Bacteriophage structure.png|mini|Aufbau einer Bakteriophage]]
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=== Bakteriophagen nicht in Deutschland erhältlich ===
=== Woher bekommt man Bakteriophagen ===


==== Bakteriophagen nicht in Deutschland erhältlich ====
In Deutschland sind Bakteriophagen derzeit nicht als reguläre Arzneimittel zugelassen und daher nicht in Apotheken erhältlich. Offizielle Gründe dafür sind:
In Deutschland sind Bakteriophagen derzeit nicht als reguläre Arzneimittel zugelassen und daher nicht in Apotheken erhältlich. Offizielle Gründe dafür sind:


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In Zukunft könnten sich diese Bedingungen ändern, wenn mehr Daten über die Sicherheit und Wirksamkeit gesammelt werden und regulatorische Rahmenbedingungen für ihre Nutzung geschaffen werden.
In Zukunft könnten sich diese Bedingungen ändern, wenn mehr Daten über die Sicherheit und Wirksamkeit gesammelt werden und regulatorische Rahmenbedingungen für ihre Nutzung geschaffen werden.
==== Erhältlichkeit in Nachbarländern ====
Bakteriophagen sind derzeit in folgenden Ländern tatsächlich in Apotheken oder für medizinische Anwendungen erhältlich:
# '''Georgien''': Bakteriophagen sind als Arzneimittel zugelassen und weit verbreitet in Apotheken und medizinischen Einrichtungen erhältlich.
# '''Polen''': In Polen werden Bakteriophagen in spezialisierten Kliniken und Krankenhäusern zur Behandlung von Infektionen eingesetzt. Es gibt spezialisierte Zentren, die Bakteriophagen für therapeutische Zwecke produzieren und anwenden.
# '''Russland''': Bakteriophagen sind in Russland als Arzneimittel zugelassen und können in Apotheken und medizinischen Einrichtungen erworben werden.
Diese Länder haben eine längere Geschichte in der Nutzung und Forschung von Bakteriophagen und verfügen über spezifische gesetzliche Rahmenbedingungen, die ihre Verwendung als Therapie unterstützen.
Der Import von Bakteriophagen aus beispielsweise Georgien nach Deutschland erfordert spezielle Genehmigungen und muss den deutschen Arzneimittel- und Gesundheitsvorschriften entsprechen. Eine detaillierte Abstimmung mit den zuständigen Behörden und Fachexperten ist notwendig, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Sprich, es ist für normale Anwender praktisch nicht möglich.


== Quellen ==
== Quellen ==

Version vom 4. Juli 2024, 14:09 Uhr

Der gezielte Einsatz von Bakteriophagen könnte Antibiotika komplett ersetzen. Dabei bestünde nicht einmal das Risiko einer Nebenwirkung für den Menschen, da sie ausschließlich auf Bakterien gehen können.

  • Phagen töten schädliche Bakterien schneller und sicherer als Antibiotika.

Zu beachten ist, dass nicht jede Phage jedes Bakterium tötet, vielmehr gibt es für jedes Bakterium eine Phage, mit der diese auch kompatibel ist.

Würde man im Krankenhausbereich das Wissen der Lebensmittelwirtschaft einsetzen, könnte man dort Bakteriophagen gegen Antibiotika resistente Keime einsetzen, um sie, wie beispielsweise die Staphylococcus aureus (MRSA) erfolgreich zu bekämpfen, die heute noch für viele Infektionen und Todesfälle verantwortlich sind.

Größenvergleich von Bakterien, Viren und Bakteriophagen
Organismus Größe (Durchmesser) Größe im Vergleich zum Bakterium (%)
Bakterium etwa 1 - 10 µm 100%
Virus typischerweise 20 - 300 nm 0.2% - 30%
Bakteriophage etwa 20 - 200 nm 0.2% - 20%

Vorteile des medizinischen Einsatzes von Bakteriophagen:

  • keine Resistenz möglich
  • natürlich und verträglich
  • schnelle und sichere Art gegen Bakterien erfolgreich vorzugehen

In der Natur

Man findet sie in der Natur meist in verschmutzten Gewässern, wie zum Beispiel im Ganges in Indien, weshalb dort wohl auch das Gerücht entstand, dieses "heilige" Wasser hätte eine heilende Wirkung. Bereits 1896 wurde dies bei einer Cholera-Epidemie erfolgreich eingesetzt.

Gleiches wurde auch schon mit Diphtherie-kranken Kindern und mit dem schmutzigen Wasser aus der Seine wiederholt, wobei dabei die Kinder praktisch über Nacht Genesung erfuhren.

Geschichtlich

Bevor man Antibiotika entdeckte, wurde die Erkenntnis über das Flusswasser gegen Infektionskrankheiten eingesetzt. Es wurde dann, um ein vermarktungsfähiges Mittel anbieten zu können, das Wasser weitgehend aufbereitet, um möglichst nur noch Phagen im Wasser zu lassen. Doch dadurch meinten die damaligen Fachleute zu erkennen, dass es sich dabei nur um schlichtes Wasser handle, da man die Phagen mit bloßem Auge nicht sehen kann.

So füllten sie einfaches Wasser ab und boten dies bei schweren Infektionskrankheiten teuer zur Heilung an. Eine Wirkung blieb dabei natürlich aus. Der Knockout kam am Ende mit der Idee, das Wasser vorher noch mit Desinfektionsmittel zu behandeln. Dadurch kam es zum Verruf bis Antibiotika an die freigewordene Stelle traten.

Man kennt Phagen und Ihre effizienten Eigenschaften schon lange, wie z.B.:

Bakteriophagen-Einsatz während der Cholera-Epidemie 1892 in Hamburg

Zeit und Ort: Im Jahr 1892 während einer verheerenden Cholera-Epidemie in Hamburg.

Details: Die Cholera-Epidemie von 1892 war eine der schwersten gesundheitlichen Krisen in Hamburgs Geschichte. Max von Pettenkofer, ein angesehener deutscher Bakteriologe und Hygieniker, spielte eine kontroverse Rolle in der Bekämpfung der Epidemie. Pettenkofer, der für seine Theorie des "Miasmas" bekannt war, glaubte, dass Epidemien durch schlechte Luftqualität und Umweltbedingungen verursacht wurden.

Während der Epidemie propagierte Pettenkofer die Idee, dass das Flusswasser der Isar in München heilende Eigenschaften besaß und forderte, dieses Wasser zur Bekämpfung der Cholera in Hamburg einzusetzen. Er glaubte, dass die "heilende Kraft" des Wassers die Ausbreitung der Krankheit stoppen könne. Trotz seiner wissenschaftlichen Stellung und seiner Überzeugung wurden seine Vorschläge nicht effektiv umgesetzt und trugen nicht zur Eindämmung der Epidemie bei. Stattdessen verstärkte die falsche Anwendung seiner Theorie und die unsachgemäße Nutzung von Flusswasser als Heilmittel die Verwirrung und führte zu einer verzögerten Reaktion der Gesundheitsbehörden.

Die Cholera-Epidemie von 1892 in Hamburg diente als Wendepunkt in der Hygiene- und Epidemiologiegeschichte, indem sie die Notwendigkeit wissenschaftlich fundierter und evidenzbasierter Ansätze zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten unterstrich.

Forschung von Felix d'Herelle und die Anwendung von Bakteriophagen in Deutschland

Zeit und Ort: Während des frühen 20. Jahrhunderts, hauptsächlich am Institut Pasteur in Paris, wo Felix d'Herelle arbeitete, aber mit enger Zusammenarbeit mit deutschen Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen.

Details: Felix d'Herelle, ein französischer Mikrobiologe, gilt als einer der Pioniere der Bakteriophagenforschung und -therapie. Er entdeckte Bakteriophagen, Viren, die Bakterien infizieren und abtöten können, und erkannte ihr Potenzial als alternative Behandlungsmethode für bakterielle Infektionen. D'Herelle führte umfangreiche Forschungen durch, um die Natur und Anwendungen von Bakteriophagen zu verstehen, und entwickelte sie als gezielte Therapieoption gegen bestimmte bakterielle Krankheitserreger.

Obwohl d'Herelle hauptsächlich am Institut Pasteur in Paris arbeitete, pflegte er auch enge Verbindungen zu deutschen Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen. Diese Zusammenarbeit war besonders wichtig für die frühe Entwicklung der Phagentherapie, da Deutschland zu dieser Zeit eine führende Rolle in der medizinischen Forschung und Mikrobiologie spielte.

Die Arbeit von Felix d'Herelle war wegweisend und beeinflusste die Forschung und Entwicklung von Bakteriophagen weltweit. Seine Entdeckungen markierten einen Meilenstein in der Geschichte der Medizin, indem sie eine neue Behandlungsmethode gegen bakterielle Infektionen eröffneten und ein alternatives Werkzeug zur Antibiotikatherapie darstellten.

Diese historischen Ereignisse veranschaulichen die frühe Nutzung von Bakteriophagen in Deutschland und ihre Auswirkungen auf die medizinische Forschung und Praxis sowie die Herausforderungen und Missverständnisse im Umgang mit epidemischen Krankheiten wie der Cholera im 19. Jahrhundert.

Aufbau einer Phage

Aufbau einer Bakteriophage
  • Head
  • Tail
  • Nucleic acid
  • Capsid
  • Collar
  • Sheath
  • Tail fiber
  • Spikes
  • Baseplate

Woher bekommt man Bakteriophagen

Bakteriophagen nicht in Deutschland erhältlich

In Deutschland sind Bakteriophagen derzeit nicht als reguläre Arzneimittel zugelassen und daher nicht in Apotheken erhältlich. Offizielle Gründe dafür sind:

  • Regulatorische Hürden: Bakteriophagen sind nicht als konventionelle Arzneimittel zugelassen, da umfangreiche klinische Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit fehlen.
  • Fehlende Zulassung: Ohne spezifische Zulassung als Arzneimittel können Bakteriophagen nicht in den Apothekenvertrieb gelangen.
  • Komplexität und Individualität: Bakteriophagen erfordern möglicherweise eine individuelle Auswahl und Anpassung, was Standardisierung und Massenproduktion erschwert.
  • Fehlende Standardisierung: Die Produktion von Bakteriophagen erfordert spezielle technische und regulatorische Anforderungen, die derzeit nicht standardisiert sind.
  • Forschungsstatus: Bakteriophagen befinden sich noch im Forschungs- und Entwicklungsstadium und sind nicht für breite klinische Anwendungen zugelassen.

In Zukunft könnten sich diese Bedingungen ändern, wenn mehr Daten über die Sicherheit und Wirksamkeit gesammelt werden und regulatorische Rahmenbedingungen für ihre Nutzung geschaffen werden.

Erhältlichkeit in Nachbarländern

Bakteriophagen sind derzeit in folgenden Ländern tatsächlich in Apotheken oder für medizinische Anwendungen erhältlich:

  1. Georgien: Bakteriophagen sind als Arzneimittel zugelassen und weit verbreitet in Apotheken und medizinischen Einrichtungen erhältlich.
  2. Polen: In Polen werden Bakteriophagen in spezialisierten Kliniken und Krankenhäusern zur Behandlung von Infektionen eingesetzt. Es gibt spezialisierte Zentren, die Bakteriophagen für therapeutische Zwecke produzieren und anwenden.
  3. Russland: Bakteriophagen sind in Russland als Arzneimittel zugelassen und können in Apotheken und medizinischen Einrichtungen erworben werden.

Diese Länder haben eine längere Geschichte in der Nutzung und Forschung von Bakteriophagen und verfügen über spezifische gesetzliche Rahmenbedingungen, die ihre Verwendung als Therapie unterstützen.

Der Import von Bakteriophagen aus beispielsweise Georgien nach Deutschland erfordert spezielle Genehmigungen und muss den deutschen Arzneimittel- und Gesundheitsvorschriften entsprechen. Eine detaillierte Abstimmung mit den zuständigen Behörden und Fachexperten ist notwendig, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Sprich, es ist für normale Anwender praktisch nicht möglich.

Quellen